Vorwort Ereignisse in den letzten Jahrzehnten
haben eindeutig bewiesen, wie gefährlich einige religiöse
und sekuläre Gruppen (Sekten genannt von denen,
die sie nicht mögen) für ihre Anhänger und diejenigen
unter ihrem Einfluß sein können. Gehirnwäsche,
Verprügelungen, Kindesmishandlungen, Vergewaltigungen, Massenselbstmorde,
paramilitairisches Training und Waffenschmuggel, die Beeinflussung
der Zivilregierungen, internationaler Terrorismus und andere
Verbrechen wurden den Anführern und Mitgliedern dieser Gruppen
zugeschrieben. Allzu oft stellten sich diese Verdächtigungen
als korrekt heraus. Dieses hat Religionshistoriker oder Andere,
die sogenannte neue Religion (egal wie alt sie sind
in der Kultur, aus der sie stammen) studieren, nicht überrascht.
Minderheitsgruppen, besonders wenn es sich um religöse Gruppen
handelt, werden oft von den Zugehörigen der derzeitigen
Mehrheit als Verbrecher bezeichnet. So waren zum Beispiel die
Mormonen die Moonies des 19. Jahrhunderts
insofern, als daß sie ein für jene Zeit schockierend
unkonventionelles Glaubenssystem hatten und die Mitglieder
der Unification Kirche als genauso respektabel wie die heutigen
Mormonen galten. (Anmerkung des Übersetzers: die Mormonen
sind eine anerkannte Kirche in den Staaten und besonders in Utah
und Hawaii prominent.)
Aber dennoch, aller historischen und philosphischen
Warnungen zum Trotz, brauchen normale Menschen, deren Freunde,
oder diejenigen, die ihnen lieb sind, die mit dem Gedanken spielen,
einer solchen unkoventionellen Gruppe beizutreten,
relativ einfache Methoden, herauszufinden, wie harmlos oder gefährlich
diese Gruppen sind, ohne sich selbst deren Machteinflusses zu
untersetzen, oder sie lediglich nach rein theologischen oder
ideologischen Faktoren zu beurteilen (was die übliche Methode
der Anti-Sekten Gruppen ist).
1979 stellte ich eine Checkliste zusammen,
den ich nun den Advanced Bonewits Cult Danger Evaluation
Frame oder einfacherweise ABCDEF (übersetzt
als Isaac Bonewits Sektengefahr Checkliste) nenne, von
dem eine Kopie in der 1989 erschienenen Neuaflage meines Buchesh
Real Magic
(Samuel Weiser Pub., 1989) zu finden ist. Ich bin mir bewußt,
daß sie nicht perfekt ist, aber ich bin davon überzeugt,
daß sie effektiv dazu benutzt werden kann, zwischen harmlosen
Gruppen und den mehr als schlicht unkoventionellen
Gruppen zu unterscheiden. Ich habe mich immer über Feedback
von denen, die dieses System für sich selbst versucht haben,
gefreut. Ich würde sagen, daß eine Form von indirektem,
und meist positivem, Feedback in der Anzahl der Webseiten, meine
Sektengefahr Checkliste aufzeigen, liegt. Zum Beispiel zählte
die Webseite des Institute for Social Inventions den ABCDEF zu
den Best
Ideas A compendium of social innovations (Die
Besten Ideen eine Sammlung sozialer Innovationen).
Der Zweck dieses Untersuchungsmittels ist,
sowohl Amateur- als auch professionellen Beobachtern verschiedener
Organisationen (religiös, okkult, psychologisch oder politisch)
feststellen zu helfen, wie gefährlich eine Gruppe für
ihre Mitglieder oder diejenigen unter ihrem Einfluß im
Vergleich zu Anderen sein kann. Personen, die mit dem Gedanken
spielen, solchen Gruppen beizutreten, sollten diese Checkliste
auch benutzen. Von den spirituellen Gefahren, falls
es so etwas gibt, kann ich hier nicht reden, aus dem einfachen
Grund, daß des einen Weges zur Erleuchtung oder zum Seelenheil
oftmals von einem Anderen als Irrweg oder Pfad zur Hölle
betrachtet wird.
Als Daumenregel gilt hier: Je größer
die Nummer, die einer Gruppe gegeben wird, desto gefährlicher
ist sie wahrscheinlich. Klar, viele der Fragen auf der Checkliste
sind subjektiv, aber trotzdem sollten sie praktische Ergebnisse
liefern können, wenigstens wenn es um die Frage geht: Ist
diese Gruppe gefährlicher als jene? Das ist natürlich
nur der Fall, wenn alle numerischen Werte sich auf akkurater
und vorurteilsloser Beobachtungen wirklicher Aktivitäten
der Gruppen und deren Leitern (und nicht der offiziellen Progaganda)
berifen. Das bedeutet, daß ihr den Aktivitäten der
unteren Stufen der Hierarchie genau so viel (wenn nicht noch
mehr) Aufmerksamkeit schenken müßt. Das Ausrede Oh,
hab ich nicht gewußt. ist schließlich,
historisch gesehen, nicht neu.
Dieses Hilfsmittel kann von Eltern, Journalisten,
Polizisten, Soziologen und Anderen, die sich über die Gefährlichkeit solcher
Gruppen besser informieren wollen. Es ist klar, daß verschieden
Beobachter verschiedene Grade der Präzision erreichen werden;
dies hängt von der Akkuratät der numerischen Werte
jeder Frage. Aber wenn dieselben Beobachter dieselben Bewertungsmethoden
benutzen, können sie, wenigstens für ihre eigenen Zwecke,
verschiedene Gruppen ihrer Harmlosigkeit oder Gefährlichkeit
halber vergleichen. Wer aber auf der anderen Seite andere Glaubenssysteme
anls Konkurrenten betrachten und sie lediglich anhand spiritueller
Werte beurteilen kann, wird zu seinem Ärgerniß herausfinden,
daß der ABCDEF von weing Nutzen sein wird, seine eigene
Theokratische Agenda zu verherrlichen. Was vielleicht noch schlimmer
ist, so werden die Anhänger dieser Religiösen
Rechten feststellen, daß ihre eigenen Organisationen
(und nicht wenige der großen Kirchen) bei weitem mehr sektenhaft
sind, als die Minderheitsreligionen sind, gegen die sie sich
so bitter aussprechen.
Ich möchte auch darauf hinweisen, daß
der ABCDEF sowohl auf modernen psychologischen Theorien über
psychologishe Gesundheit und Entwicklung als auch auf meiner
persönlichen Erfahrung und geschichtlichen Forschungen im
Gebiet der Minderheitsreligionen basiert ist. Diejenigen, die
glauben, daß Relativismus und Anarchie genauso gefährlich
für unsere psychische Gesundheit sind, wie Absolutismus
und Despotismus, könnten meiner Meinung nach Gruppen mit
Werten, die sich beiden Extremen auf den Skalen (niedrig oder
hoch) als gleichwertig gefährlich betrachten. Was jedoch
die Gefährdung des physischen Wohlbefindens angeht, so beweisen
historische und gegenwärtige Ereignisse die Richtung, in
welcher die größten Gefahren liegen. Dies liegt besonders
daran, daß in Gruppen mit niedrigen Werten die Überlebens-
und Wachstumsraten so gering sind, daß sie selten die Fähigkeit
entwickeln, große Schandtaten zu begehen, selbst wenn sie
das philosophische oder politische Gedankengut dazu hesäßen.
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